"Wir sind ja keine Maschinen!" : Untersuchung zum Rollenverständnis von Konferenzdolmetschstudierenden

Der soziokulturelle Aspekt im Bereich Konferenzdolmetschen wird in der dolmetschwissenschaftlichen Literatur häufig erwähnt, jedoch zumeist nicht genauer erforscht. Um einen kleinen Beitrag zu diesem Bereich der Dolmetschwissenschaft zu leisten, wird in dieser Masterarbeit das Rollenverständnis von Konferenzdolmetschstudierenden untersucht. Dazu werden Rollenerwartungen und Rollenvorstellungen theoretisch diskutiert und die Darstellung der DolmetscherInnen durch zwei Berufsverbände präsentiert. Des Weiteren werden drei Untersuchungen zur Rolle von KonferenzdolmetscherInnen vorgestellt, die zum Teil als Vorlage für die empirische Untersuchung dienen. In der empirischen Untersuchung wurde eine Rede von vier Konferenzdolmetschstudierenden am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft simultan aus dem Englischen ins Deutsche gedolmetscht. Die Rede enthielt Stellen mit inkorrekten Informationen, fehlender logischer Kohärenz, einen schwer übertragbaren kulturspezifischen Begriff, einen unbeendeten Satz sowie eine beleidigende Aussage. Analysiert wurde, ob das Verhalten der Konferenzdolmetschstudierenden in der Dolmetschung als eher aktives oder eher passives Verhalten im Kommunikationsgeschehen zu klassifizieren ist. Die ProbandInnen wurden im Anschluss zu einem Fokusgruppeninterview gebeten, bei dem über Berufsverbände für DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen sowie über die Rolle von KonferenzdolmetscherInnen diskutiert wurde. Bei der Auswertung der Ergebnisse wurde das Verhalten der ProbandInnen in der Dolmetschung in 18 der 24 untersuchten Situationen als eher aktives Verhalten klassifiziert. Während des Fokusgruppeninterviews wurden KonferenzdolmetscherInnen sowohl passive als auch aktive Rollen zugeschrieben. Dabei fiel auf, dass die Rolle der KonferenzdolmetscherInnen in kontextualisierten Situationen als aktiv beschrieben wurde, während die ProbandInnen beim Beschreiben von dekontextualisierten Situationen eher passive Rollenpräskriptionen schilderten.The socio-cultural aspects of conference interpreting are frequently mentioned in interpreting studies, but for the most part not researched in detail. In order to make a small contribution to this area of interpreting studies, this masters thesis studies conference interpreting students perception of the role of conference interpreters. The thesis first reviews the literature on role expectations and conceptions, before summarising the guidelines of two professional conference interpreter associations. It then discusses the results of three studies on the role of conference interpreters. In order to examine students' perceptions, four conference interpreting students were asked to interpret a speech from English into German. The speech contained incorrect information, incoherent passages, a complex culture-specific term, an unfinished sentence and an offensive statement. In the analysis, the conference interpreting students behavior was classified as either active or passive. The students also participated in a focus group interview. During the interview, the students discussed questions related to professional associations for interpreters and translators as well as the role of conference interpreters. The results show that the students adopted an active behavior in 18 out of 24 evaluated test items. The results of the focus group interview show that the students described the role of conference interpreters both as active and passive. It was noted that in contextualized situations the role was more often described as active, whereas in decontextualized situations the respondents tended to gave a more passive role prescription.vorgelegt von Christina Rathmayer, BAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018(VLID)288874